Lesedauer
3
Minuten
Datum
13.10.2025

Von Lastenheft zur User Story: Requirements Engineering im Wandel

Das Lastenheft ist fertig, die Unterschriften sind trocken – und trotzdem passt die Lösung am Ende nicht. Was ist passiert? Neue Erkenntnisse, Bedürfnisse oder technologische Entwicklungen haben die Realität längst verändert, während das Projekt noch nach altem Plan marschiert. In vielen Vorhaben erleben wir, dass Anforderungen sich während der Umsetzung verändern. Das führt zu Verzögerungen, Mehrkosten oder sogar zu Produkten, die an den tatsächlichen Bedürfnissen vorbeigehen. Genau hier setzt Agile Requirements Engineering (ARE) an.
Portrait Enis Bytyçi
Enis Bytyçi

Im klassischen Requirements Engineering (RE) werden Anforderungen planorientiert erfasst. Ziel: gleich zu Beginn ein möglichst vollständiges Bild gewinnen. Dieses dient dann als verbindliche Grundlage für die Umsetzung. Änderungen im Verlauf gelten häufig als Störung und müssen über formale Verfahren eingebracht werden.

Im agilen Kontext wird dieses Paradigma auf den Kopf gestellt. Anstelle umfassender Dokumente, werden Artefakte, etwa in Form von User Stories, iterativ verfeinert und umgesetzt. Anforderungen entstehen Schritt für Schritt entlang des Geschäftswerts und werden laufend mit den Stakeholdern abgestimmt.

Agile Requirements Engineering beschreibt die kontinuierliche Arbeit mit Anforderungen in agilen Umgebungen – schrittweise, kollaborativ und wertorientiert.

Klassisch vs. Agil: der Paradigmenwechsel

Der zentrale Unterschied zwischen klassischem RE und Agile Requirements Engineering (ARE) liegt im zugrunde liegenden Paradigma. ARE orientiert sich dabei an den Prinzipien des Agilen Manifests.

Klassisches RE (plan-driven) Agiles RE (value-driven)
Anforderungen werden zu Beginn möglichst vollständig erhoben Anforderungen entstehen iterativ und inkrementell über den gesamten Verlauf
Fokus auf Vollständigkeit & Stabilität Fokus auf Kundennutzen & Anpassungsfähigkeit
Änderungen gelten als Störung und erfordern formale Prozesse Änderungen sind integraler Bestandteil des Prozesses
Lineare Abfolge vom Bedarf zur Lösung Zyklische Feedbackloops & fortlaufende Verfeinerung
Beim agilen Vorgehen werden Anforderungen nicht einmalig zu Beginn definiert, sondern iterativ verfeinert.


Warum ARE heute unverzichtbar ist

Gerade in dynamischen, unsicheren und komplexen Projektumfeldern, stossen klassische Methoden schnell an ihre Grenzen. ARE bietet die notwendige Flexibilität, Transparenz und Struktur, um auf sich wandelnde Anforderungen zu reagieren.


Ausblick

Im nächsten Beitrag dieser Serie gehen wir der Frage nach, wie Requirements Engineering und Business Analyse zusammenspielen. Zwei Disziplinen mit unterschiedlichen Blickwinkeln, aber einem gemeinsamen Ziel.

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